Liebe _,
es ist Zeit, mich von unserem Magazin und Ihnen als seinen Leserinnen und Lesern zu verabschieden. Ich denke, das Magazin hat eingelöst, was sein schlichter Name versprach: Ein Depot zu sein, ein Wissensspeicher und ein Archiv für all das, was für unsere Arbeit aktuell wichtig war. Anhand von 38 Ausgaben lässt sich nachverfolgen, worüber wir in den letzten zwanzig Jahren nachgedacht, mit wem wir nachgedacht und gesprochen oder gearbeitet haben.
In diesem Depot lagern kulturelle, wissenschaftliche, künstlerische, philosophische Reflexionen und Essays im ursprünglichen Sinn des Wortes: Versuche, die Kultur(en) der Gegenwart in ihren Möglichkeiten, aber auch in ihren Ambivalenzen und Widersprüchen zu begreifen. Im Rückblick erscheint manches bereits historisch geworden zu sein, anderes befindet sich noch auf dem Weg. Wie Lebensadern durchziehen zudem Literarisches und Lyrisches das Magazin.
So manches Mal wurden wir selbst überrascht, wenn wir die Texte oder auch die Bilder bekamen — alle Beiträge waren ja Erstveröffentlichungen — für vieles gab es eine Carte blanche. Und grundsätzlich gilt: Bei Künstlerinnen und Künstlern weiß man im Vorhinein nie genau, was man bekommt. Gut so. Das Magazin war deshalb immer auch Abenteuer. Und blieb über die Jahre auch ein bisschen widerspenstig gegenüber Trends. Dazu gehört auch die Vermeidung einer Bebilderung von Texten. Den von Anfang an eigenständigen künstlerischen Bildstrecken sind wir treu geblieben.
Nur scheinbar inkonsequent ist, dass wir es wunderbar fanden, wenn die „illustren“ Plakate dazu verwendet wurden, Geschenke einzuwickeln und sie auf Gabentischen landeten.
Das Magazin spiegelt, womit Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik beschäftigt waren, vor welchen Herausforderungen sie in den letzten zwanzig Jahren standen und welche sie angenommen haben. Ich würde sagen, wir sind in den vergangenen zwanzig Jahren ein anderes Land geworden. Die Verhältnisse sind komplizierter, schwieriger geworden. Es versteht sich von selbst, dass Kunst und Kultur davon nicht ausgenommen sind, sondern Teil dieser Entwicklung sind. Immerhin haben wir miteinander gelernt, wie wichtig es ist, Transformationsprozesse aktiv und partizipativ zu gestalten.
Das bleibt.
Ich danke allen, die zum Erfolg dieses Magazins beigetragen haben, den Autorinnen und Autoren, den Künstlerinnen und Künstlern und nicht zuletzt dem Team der Kommunikationsabteilung. Auf die Abonnentenzahlen von zuletzt über 18.000 können wir stolz sein. Und dankbar für die vielen Besucherinnen und Besucher, wenn sie die Magazine, die regelmäßig bei den Veranstaltungen der von uns geförderten Projekte auslagen, als Erkennungszeichen und Qualitätssiegel wahrnahmen.
Die Aussicht auf zahlreiche Gelegenheiten, mit vielen Weggefährten auch künftig im Gespräch zu bleiben, lindert das Quantum Wehmut, ohne das wohl niemand den „Job“ verlässt, der für ihn, für mich, der schönste der (Kultur)Welt war. Ich weiß ihn bei meiner Nachfolgerin Katarzyna Wielga-Skolimowska in den besten Händen.
In alter Verbundenheit
Ihre Hortensia Völckers