In dieser Ausgabe des Magazins zeigt sich die Kulturstiftung des Bundes musikalisch. Dafür gibt es zwei ausgezeichnete Gründe: Mit dem Netzwerk Neue Musik startet die Stiftung in diesem Herbst ein großes Programm zur Förderung einer Sparte, die zwar viele neue Werke hervorbringt, von denen jedoch nur recht wenige ein größeres Publikum finden. Deshalb soll das Programm die Kunst der Vermittlung im Bereich Neuer Musik stärken.
Der zweite Grund ist ein musikalisches Großereignis im Oktober, die Aufführung der monumentalen Oper Die Soldaten von Bernd Alois Zimmermann in der Bochumer Jahrhunderthalle [vgl. dazu den Beitrag von Jürgen Lodemann. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Neu-Inszenierung dieser 1965 uraufgeführten und seitdem nur selten gespielten Ausnahme-Oper, die aufgrund ihrer hohen szenischen Komplexität und enorm schwieriger Gesangspartien noch immer zu einer der ganz großen Herausforderungen des Musiktheaters zählt. Wir danken dem Bernd-Alois-Zimmermann-Archiv der Akademie der Künste Berlin, dass es uns die Autographen von Bernd Alois Zimmermann für die Veröffentlichung in diesem Magazin zur Verfügung stellte, und insbesondere Herrn Dr. Henrich, der uns bei der Auswahl kenntnisreich unterstützte. Die Kreativität bei der Entwicklung eines den musikalischen Ideen angemessenen «Schriftbildes» zeugt auf ihre Weise von der Innovationskraft Neuer Musik. Und die bildhafte Notation vermittelt auch dem Laien einen Eindruck von der Komplexität der Komposition.
Zwei gute Gründe für den Schwerpunkt Musik in dieser Ausgabe des Magazins und dazu zwei Novitäten: Die Kulturstiftung des Bundes hat in diesem Jahr ihre Förderung um einen kulturhistorischen Schwerpunkt mit internationaler Ausrichtung erweitert. Die Beiträge zu Projekten über den deutschen Kulturphilosophen Walter Benjamin und über den schwedischen Architekten Alfred Grenander, dem Berlin eine Vielzahl seiner U-Bahnhöfe verdankt, markieren das weite Spektrum des neuen Förderschwerpunktes. Wie in allen anderen Bereichen ist die Kulturstiftung des Bundes auch hier bestrebt, innovative Vermittlungsformen besonders zu fördern.
Schließlich hat sich auch das Magazin mehr noch geändert, als wir es jedes Mal gestalterisch variieren: Statt der langen Liste von Förderprojekten auf den hinteren Seiten des Magazins, die diesmal mit 75 Projekten aus der 10. Jurysitzung noch erheblich länger als sonst geworden wäre! — haben wir eine Auswahl von aktuell geförderten Projekten zusammengestellt und sie den Artikeln unter inhaltlich geeigneten Gesichtspunkten zugeordnet. Eine vollständige Übersicht aller Förderprojekte gibt es weiterhin auf unserer Website www.kulturstiftung-bund.de.
Ein besonderes Augenmerk verdienen die Kongresse, die die Kulturstiftung des Bundes zum Kulturprogramm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 beisteuert. Dabei geht es auch um die brisante Frage, wie es um die europäische Wertegemeinschaft bestellt ist. Betrachtet man die Rechtswirklichkeit wie der Verfassungshistoriker Wolfgang Reinhard, so klingt die Rede von der kulturellen Identität der Europäer immer noch wie Zukunftsmusik.
