Editorial Magazin 11

Hortensia Völckers, Alexander Farenholtz - Vorstand Kulturstiftung des Bundes

Man kann die Geschichte der Kulturstiftung des Bundes nach Jahren zählen: Dann sind es sechs und vergleichsweise wenig. Für uns gibt es noch eine andere Zählweise: nach den Magazinen, in denen wir halbjährlich einen aktuellen Einblick in unsere Arbeit geben. Dann kommt uns die Geschichte der Stiftung lang und ereignisreich vor. Da ging es uns mit dem Magazin nicht anders als mit vielen unserer Projekte. Wir mussten uns über die Relevanz bestimmter Themen und Projekte einigen, uns über und mit Autoren und Künstlern verständigen, wir hofften, bangten und verwarfen und wurden auch oft überrascht und beglückt. Dafür sei an dieser Stelle allen Autorinnen und Autoren der bisherigen Ausgaben unseres Magazins herzlich gedankt!

Jede Ausgabe ist ein Ausschnitt unseres Selbstbildes in den Farben unserer vielfältigen aktuellen Aktivitäten. Uns liegt daran, Transparenz zu schaffen für die Entscheidungen, die unsere Förderpraxis bestimmen. Das Magazin fungiert da wie ein Lackmustest: Wie kommt das in der Öffentlichkeit an, was wir tun und für wichtig halten? Welches Bild vermittelt die Stiftung jenen, die längst nicht alle Veranstaltungen im Rahmen unserer vielen Projekte besuchen können?

Die Nachfrage und die Reaktionen, die uns erreichen, sprechen dafür, dass wir mit dem Magazin ein Medium gefunden haben, das die Neugier auf unsere Arbeit stimuliert. Schon in seiner künstlerischen Gestaltung will es sich von Geschäftsberichten oder Informationsbroschüren unterscheiden. Und viele Textbeiträge sind Erstveröffentlichungen namhafter Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland, die sich alle in einem engeren oder weiteren Sinn auf unsere Stiftungsarbeit beziehen.

Das soll auch so bleiben, nachdem wir nach zehn Ausgaben die Zeit für gekommen hielten,  das Magazin einer Revision zu unterziehen und es umzugestalten. Wir hoffen damit dem Wunsch nach einer besseren Lesbarkeit entgegenzukommen und so die Funktionalität als Informationsmedium zu steigern. In dieser Ausgabe erfahren Sie etwas über das Programm Netzwerk Neue Musik, für das wir in den nächsten Jahren 12 Millionen Euro zur Verfügung stellen; über den Fotografen Jewgeni Chaldej, dem eine große Retrospektive in Berlin gewidmet ist, die die Stiftung ebenso maßgeblich finanziert wie die Ausstellung über Die Tropen – Ansichten von der Mitte der Weltkugel im September im Martin-Gropius-Bau. Sehr persönliche Auskünfte gibt hingegen der berührende Text des tschechischen Schriftstellers Jáchym Topol, der über das Vater-Sohn-Verhältnis im Rückblick auf die einschneidende politische und gesellschaftliche Zeitenwende in seinem Land schreibt. Einer der Schwerpunkte im Programm ZIPP – deutsch-tschechische Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes werden die Umbrüche „68/89“ sein, um die auch das Opernprojekt des jungen deutsch-tschechischen Autorenduos Martin Becker/Jaroslav Rudiš thematisch kreist. Während im Jahr 2008 noch über die gesellschaftlich und politisch folgenreichen Ereignisse um 1968 heftig debattiert wird, stecken wir schon in den Planungen unter anderem zu einem großen Geschichtsforum für das Gedenkjahr 2009, in dem die Jahre 1949 und 1989 zu neuen Auseinandersetzungen um die Bewertung der Nachkriegsgeschichte führen werden. Wir haben das Thema dieser Ausgabe dem Datum „2009“ gewidmet und dabei eine ungewöhnliche Perspektive erprobt. Im Jahr 2009 werden einige herausragende Persönlichkeiten, die die dann 60jährige Geschichte des geteilten und des wiedervereinigten Deutschland geprägt und mitgestaltet haben, ihren 80. Geburtstag feiern. Welche Rolle dieser Jahrgang gespielt hat, wird von unseren Autoren unterschiedlich beurteilt. Hans Magnus Enzensberger, selbst ein Angehöriger des Jahrgangs 1929 und einer der Jubilare im Jahr 2009, lässt im Gespräch mit einem Angehörigen der Enkelgeneration, 60 Jahre Deutschland Revue passieren und sieht dabei recht gelassen auf turbulente und bleierne Zeiten.

Der Vorstand

Die Künstlerische Direktorin Hortensia Völckers und der Verwaltungsdirektor Alexander Farenholtz bilden gemeinsam den Vorstand der Kulturstiftung des Bundes.

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