Einleitung
Kinder- und Jugendtheater aus der freien Szene und den Stadttheatern sind ein fester, doch in ihrer Bedeutung bisher wenig gewürdigter Bestandteil der Theaterlandschaft: Wie kaum eine andere Kunstform kann das Kinder- und Jugendtheater sein Publikum in seiner ästhetischen und intellektuellen Entwicklung in verschiedenen Phasen begleiten. Durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen erreicht es außerdem Kinder und Jugendliche mit vielfältigen sozialen Hintergründen. Aus dem Kreis jener jungen Theaterbesucher werden sich später einmal die verantwortlichen Akteurinnen und Akteure einer kulturinteressierten Öffentlichkeit rekrutieren.
Während das Kinder- und Jugendtheater zum Beispiel in Belgien oder Schweden eine hohe öffentliche Anerkennung genießt, mit entsprechenden Budgets ausgestattet ist und Künstler und Künstlerinnen regelmäßig zwischen den Sparten wechseln, werden hierzulande die Strukturen innerhalb der Theater oder die finanziellen und Personalressourcen seinem besonderen Stellenwert und seiner kulturpolitischen Bedeutung kaum gerecht. Kinder- und Jugendtheater arbeiten mit deutlich geringerer finanzieller Ausstattung, mit schmaleren Personal- und Sachressourcen. Diese Asymmetrie zeichnet sich bereits in den Ausbildungsstätten, in den Regie- und Schauspielschulen ab, wo es nur selten Berührungspunkte mit professioneller Arbeit für junges Publikum gibt und der Weg ins Kinder- und Jugendtheater wiederholt als Einbahnstraße für Schauspielkarrieren wahrgenommen wird. Damit korrespondiert eine unzureichende fachöffentliche Aufmerksamkeit gegenüber den künstlerischen Erzeugnissen und der Qualität des Kinder- und Jugendtheaters: Rezensionen zu Premieren sind in den Feuilletons und Fachmedien eher selten zu finden.
Vor diesem Hintergrund will die Kulturstiftung des Bundes mit ihrem bundesweiten Förderprogramm Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum das Kinder- und Jugendtheater in drei wesentlichen Bereichen stärken: Künstlerinnen und Künstler im Bereich Produktion, Dozentinnen und Studierende im Bereich Ausbildung, Journalistinnen und Journalisten im Bereich der Berichterstattung.
Fakten zum Programm
- Programm
- Jupiter
- Förderzeitraum
- 2021 – 2026
- Geförderte Projekte
- 26
- Fördersumme
- 3,7 Mio. Euro
Produktionsförderung
Kernstück des Programms ist die Produktionsförderung, die den Kinder- und Jugendtheatern, den Jungen Opern und Institutionen für jungen Tanz zukunftsweisende Kooperationsmöglichkeiten eröffnet und damit neue Formen und nationale und internationale Konstellationen des künstlerischen Austauschs ermöglicht. Gefördert werden innovative spartenübergreifende Produktionen, Produktionen in Kooperation mit freien Gruppen, mit Spielstätten und/oder Festivals oder mit Künstlerinnen und Künstlern, die bislang kaum bzw. noch nicht im Kinder- und Jugendtheater aktiv waren.
Kinder- und Jugendtheater sollen durch diese Förderung die Möglichkeit bekommen, modellhafte und attraktive Vorhaben zu entwickeln und umzusetzen und darüber auch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Qualitäten des Kinder- und Jugendtheaters zu erzielen. Antragsberechtigt im Bereich Produktionsförderung sind Häuser mit einem kontinuierlichen Spielplan-Angebot für ein junges Publikum. Dazu gehören insbesondere Kinder- und Jugendtheater mit einer eigenen Spielstätte sowie Theater-, Opern- und Tanzhäuser mit einer „Jungen Sparte“.
Die in der Produktionsförderung geförderten Theater sollen mit Ausbildungsstätten – z. B. einer Schauspiel- oder Regieschule – zusammenarbeiten. Ziel ist es, einen Austausch zwischen den Theatern und Lehrenden zu initiieren und den Studierenden einen frühen Kontakt mit den Darstellenden Künsten für junges Publikum zu ermöglichen.
In zwei Antragsrunden wurden von einer Fachjury insgesamt 26 Projekte für die Produktionsförderung ausgewählt.
Jury Produktionsförderung
Die Fachjury tagte im Oktober 2021 (1. Antragsrunde) und im November 2022 (2. Antragsrunde). Zur Jury gehörten folgende Mitglieder:
- Winnie Karnofka leitet seit 2020 als Intendantin das Theater der Jungen Welt Leipzig, wo sie u. a. die Schwerpunkte Tanz und interdisziplinäre Theaterformen für junges Publikum ausbaut. Davor war sie als Dramaturgin am Deutschen Theater Weimar, am Deutschen Theater in Göttingen und als freie Dramaturgin am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen engagiert. Sie ist auch als Autorin für das Kinder- und Jugendtheater tätig.
- Ina Karr ist Intendantin des Luzerner Theaters. Zuvor war sie Chefdramaturgin für die Oper am Staatstheater Mainz und Dramaturgin des Nationaltheaters Mannheim sowie Operndirektorin am Oldenburgischen Staatstheater. Sie war 2016 Kuratorin für das europäische Festival "Happy New Ears" in Mannheim und 2019 Jurymitglied für das Theaterfestival "Augenblick mal! – Festival des Theaters für junges Publikum" in Berlin.
- Julia Maier ist Mitarbeiterin für Audience Development für "Selam Opera!" in der Komische Oper Berlin. Zuvor hat sie bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Programm „Openion – Bildung für eine starke Demokratie“ gearbeitet und war Mitarbeiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt/Main.
- Eckhard Mittelstädt ist Projektleiter "tanz + theater machen stark" Bündnisse für Bildung beim Bundesverband Freie Darstellende Künste. Außerdem war er Geschäftsführer des Landesverbandes Freier Theater in Niedersachsen, Herausgeber von Grimm & Grips, dem Jahrbuch für Kinder- und Jugendtheater und verantwortlicher Redakteur von "IXYPSILONZETT", dem Magazin für Kinder- und Jugendtheater.
Geförderte Projekte
Austausch und Diskurs
Das Programm fördert auf mehreren Ebenen den fachlichen Austausch und kritischen Diskurs über aktuelle, auch internationale Neuansätze und Perspektiven der Kinder- und Jugendtheater. Ein öffentliches Symposium wird Vertreterinnen und Vertreter der Regie- und Schauspielschulen, Akteure des Kinder- und Jugendtheaters sowie des „Erwachsenentheaters“ zusammenbringen, um Arbeitskontakte zwischen den Theatern, den Schauspielschulen und den Verbänden zu initiieren, Netzwerke zu stärken, exzellente Produktionen zu zeigen sowie den internationalen Austausch mit Akteurinnen der Kinder- und Jugendtheater u. a. aus Schweden und Belgien zu ermöglichen. Anhand der Praxisbeispiele werden die Erfahrungen und Ergebnisse der geförderten Kinder- und Jugendtheater ausgewertet und der Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt, um die Übertragung auf andere Akteure zu ermöglichen.
Vertreterinnen und Vertreter der geförderten Kinder- und Jugendtheater werden zusätzlich zu regelmäßigen Arbeitstreffen eingeladen, um sich über Formate und Ideen auszutauschen sowie über weitere Projekte, Stationen für die Gastspiele oder künftige Koproduktionen etc. ins Gespräch zu kommen.
Werkstattangebot für Theaterjournalisten
Um die Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit für exzellente Arbeiten im Kinder- und Jugendtheater zu erhöhen, bekommen Journalistinnen im Rahmen von Voyager – Werkstatt für Kulturjournalismus die Möglichkeit, Kinder- und Jugendtheater intensiver kennenzulernen und ihre eigenen Sehgewohnheiten zu erweitern. Zu diesem Zweck wird ein Weiterbildungsangebot entwickelt, das aus drei Werkstätten mit Aufführungsbesuchen besteht. Durch den Kontakt zu den unterschiedlichen Häusern und ausgewählten Produktionen sowie im direkten Gespräch mit Künstlerinnen und Akteuren bekommen Theaterjournalisten die Möglichkeit, die heterogene Landschaft der Kinder- und Jugendtheater, ihre Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen, Protagonisten und ästhetischen Methoden kennenzulernen. Das Angebot richtet sich bundesweit sowohl an junge wie an erfahrene Journalistinnen und Journalisten aus den Bereichen Hörfunk, Fernsehen, Print- und Onlinemedien, die sich um die Teilnahme an der Werkstatt bewerben können.
Mit dem Fonds Jupiter führt die Kulturstiftung des Bundes ihr Engagement für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Theaterlandschaft fort, das sie seit dem Jahr 2005 in Form von Strukturförderfonds kontinuierlich verfolgt: Der Fonds Heimspiel (öffnet neues Fenster) zielte zunächst auf eine stärkere Auseinandersetzung der Theater mit den sozialen Realitäten der Städte und Regionen vor Ort. 2008 wurde der Fonds Wanderlust (öffnet neues Fenster) ins Leben gerufen, der den teilnehmenden Theaterhäusern internationale Kooperationen ermöglichte. 2011 legte die Kulturstiftung den Fonds Doppelpass (öffnet neues Fenster) auf, der die freie Szene und Theaterinstitutionen in Deutschland zum Erproben neuer Formen der Zusammenarbeit anregte. Mit dem Fonds Jupiter stehen nun die Darstellenden Künste für junges Publikum im Fokus.
Die Kulturstiftung des Bundes stellt für Jupiter bis 2026 insgesamt 3,7 Mio. Euro zur Verfügung.
Die Kulturstiftung des Bundes dankt u.a. Esther Boldt, Brigitte Dethier, Meike Fechner, Dr. Thomas Renz, Prof. Dr. Philipp Schulte und Prof. Gerd Taube für die Beratung im Rahmen der Entwicklung des Programms Jupiter im Jahr 2020.
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
23. Februar, 2023 bis 16. März, 2023: Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater: Schwerpunkt "Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater"
In Kooperation mit nachtkritik.de. Eine Online-Diskussion und vier Produktionen
https://nachtkritik.plus/de_DE/films/play-time-iv-gender-und-identitaetsfragen.21829, online
8. Juni, 2022 : Online-Antragsberatung | Programm Jupiter
11:00 – 12:00 über MS Teams
Online: www.kulturstiftung-des-bundes.de/jupiter_antragsberatung
11. Mai, 2022 : Online-Antragsberatung | Programm Jupiter
14:00 – 15:00 über MS Teams
Online: www.kulturstiftung-des-bundes.de/jupiter_antragsberatung
27. April, 2022 : Online-Antragsberatung | Programm Jupiter
11:30 – 12:30 Uhr über MS Teams
Online: www.kulturstiftung-des-bundes.de/jupiter_antragsberatung
14. Juni, 2021 : Online-Antragsberatung | Programm Jupiter
10:00 – 11:30 Uhr über MS Teams
Online
26. Mai, 2021 : Online-Antragsberatung | Programm Jupiter
14:00 – 15:30 Uhr über MS Teams
Online
Kontakt
Teresa Darian
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2 06110 Halle (Saale)
Tel: 49 (0)345 2997 162
Fax: 49 (0)345 2997 333
E-Mail an Teresa Darian