Einleitung
Mit ihrem Programm TURN2 – Künstlerische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern fördert die Kulturstiftung des Bundes künstlerische und kulturelle Projekte zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern und bringt damit renommierte und aufstrebende Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstszenen in einen nachhaltigen interkontinentalen Austausch.
In den vergangenen Jahren hat das Gesamtprogramm TURN insgesamt 121 Kooperationen gefördert. Die Erfahrungen aus allen Projekten machen deutlich, dass aktuelle Debatten zur Aufarbeitung kolonialer Herrschaft und ihrer Folgen im 21. Jahrhundert, zu Migration und Klimagerechtigkeit ohne Einbindung afrikanischer Positionen nicht zu führen sind. Aufbauend auf ihrer jahrelangen Fördertätigkeit und im Austausch mit internationalen Expertinnen und Experten möchte die Kulturstiftung des Bundes mit TURN2 auch in Zukunft darauf hinwirken, Asymmetrien zwischen afrikanischen und deutschen Partnern zu reflektieren und einen fairen Austausch zu ermöglichen. Das Programm TURN2 umfasst die Module Fonds TURN2, TURN2 Labs und TURN2 Residencies.
Die Kulturstiftung des Bundes stellt für TURN2 – Künstlerische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern bis 2024 insgesamt 4 Mio. Euro zur Verfügung. Vorgänger von TURN2 war der Fonds TURN (2012-2021).
Fonds TURN2
Der Fonds unterstützt künstlerische und kulturelle Projekte, die im Rahmen von transnationalen Kooperationen mit Partnern aus afrikanischen Ländern zustande kommen und eine öffentliche Sichtbarkeit und Wirkung in Deutschland haben. Die Vorhaben müssen mindestens einen afrikanischen Partner haben, können aber auch weitere internationale Partnerinnen einschließen. Die Projekte sollen zudem Veranstaltungen in den jeweiligen afrikanischen Partnerländern vorsehen.
Im Juni 2022 hat die Fachjury des Fonds TURN2 zwölf künstlerische Kooperationsprojekte zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern mit einer Fördersumme von 1,7 Mio. Euro ausgewählt. Daran beteiligt sind 20 Partnereinrichtungen aus 13 afrikanischen Ländern. Die in der zweiten und letzten Runde geförderten Projekte entwickeln Vorhaben in den Sparten Bildende Kunst, Musik, Theater sowie Musiktheater. Ein Großteil sind interdisziplinäre künstlerische Forschungsprojekte. Sie greifen virulente gesellschaftliche und kulturpolitische Diskurse über dekoloniale Wissenspraktiken und Geschichtsnarrative, Erinnerungskultur und Restitution auf. Mit Blick auf den politischen Zusammenhang von Ökologie und Antikolonialismus wird zudem das Verhältnis des Menschen zur Natur neu beleuchtet.
Im Juni 2021 hatte die Jury neun Projekte mit einem Fördervolumen von 1,3 Mio. Euro zur Förderung empfohlen. An den Kooperationsprojekten waren 17 Partnereinrichtungen aus elf afrikanischen Ländern beteiligt. Gefördert wurden Projekte aus den Bereichen Musiktheater, Bildende Kunst, Kulturgeschichte, Musik sowie spartenübergreifende Vorhaben.
Die Fördergrundsätze des Fonds TURN2 und die Anlage mit Empfehlungen zur Förderung fairer Zusammenarbeit finden Sie weiter unten zum Nachlesen.
Jury Fonds TURN2
Die Jury des TURN2 Fonds tagte erstmals im Juni 2021 (1. Antragsrunde). Zur Jury gehören folgende Mitglieder:
- Marcus Gora lebt in Harare, Simbabwe, und ist Mitbegründer und Direktor der First Floor Gallery, die zwei Galerieräume hat, einen in Harare und einen in Victoria Falls, Simbabwe. Er ist der Bandmanager der preisgekrönten simbabwischen Musikgruppe Mokoomba. Marcus ist Partner von Ngoma NeHosho, einer innovativen Kunstförderungsfirma, die das Jacaranda Music Festival in Harare leitet. Außerdem ist er Teil des Teams der Emerging African Galleries Association, die den jährlichen Emerging Painting Invitational Prize - EPI veranstaltet, der junge afrikanische Maler unterstützt. Marcus Gora ist weiterhin einer der Initiatoren des Soulidarity Fund, einem Fonds zur Unterstützung tourender afrikanischer Bands, die von Unterbrechungen durch Covid 19 betroffen sind. Darüber hinaus ist er Stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des National Arts Council of Zimbabwe, dessen Aufgabe es ist, das Wissen, das Verständnis und die Praxis der Künste in Simbabwe zu fördern, zu entwickeln und zu verbessern.
- Elisa Liepsch ist seit 2019 Leiterin der Performing Arts an der Beursschouwburg in Brüssel. Von 2014 bis 2019 war sie Dramaturgin am Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt am Main, wo sie u.a. die Projekte Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts (2014-2016), Projeto Brasil (2016), Displacements. Andere Erzählungen von Flucht, Migration und Stadt (2018) und im*possible bodies (2018-2019) (ko-)kuratierte. 2010 bis 2013 war sie Dramaturgin und Leiterin des e-werks am Deutschen Nationaltheater Weimar, und arbeitete davor mit Frie Leysen an Theater der Welt 2010 im Ruhrgebiet. Elisa Liepsch ist Ko-Herausgeberin der Publikation „Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen“ (transcript, 2018). Immer wieder arbeitet sie in kollaborativen Konstellationen mit unterschiedlichen Partner*innen, in der sie gemeinsam versuchen eine Kunst der Vielen zu realisieren.
- Jay Pather lebt in Kapstadt und ist Choreograf, Multimedia-Künstler, Kurator und Autor. Er ist Professor an der Universität von Kapstadt, wo er das Institute for Creative Arts leitet. Er ist Kurator für das Infecting the City Festival; das ICA Live Art Festival in Kapstadt, für das Afrovibes Festival in Amsterdam, Co-Kurator für Body, Image Movement in Madrid und Spier Light Art in Kapstadt. Er gehört zu den Experten für darstellende Künste, die an der Programmierung der Afrika 2020 Saison in Frankreich arbeiten. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Artikel in Changing Metropolis ll, Rogue Urbanism, Performing Cities, Where Strangers Meet, Routledge Companion to Art in the Public Realm, New territories: theatre, drama, and performance in post-apartheid South Africa und Transgressions - Live Art in South Africa, herausgegeben mit Catherine Boulle. Eine aktuelle Publikation ist Restless Infections - Public Art in South Africa. Pather hat das Live Art Network Africa initiiert, diente als Juror für den International Award for Public Art, als Vorstandsmitglied des National Arts Festival of South Africa und wurde kürzlich von der französischen Regierung zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt.
- Philippe Pirotte ist Professor für Kunstgeschichte und Curatorial Studies an der Städelschule in Frankfurt am Main und außerordentlicher Kurator des UC Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive. Von 2014 bis März 2020 war er Rektor der Städelschule und Direktor der Ausstellungshalle Portikus. Von 2005 bis 2011 war Pirotte Direktor der Kunsthalle Bern und von 2003 bis 2013 Chefberater der Rijksakademie in Amsterdam. Kürzlich kuratierte Philippe Pirotte die Gruppenausstellung Arus Balik für das Centre for Contemporary Art in Singapur (2019) und war Mitglied des Kuratorenteams der Jakarta Biennale im Jahr 2017. Derzeit ist Pirotte Empfänger eines Andy Warhol-Foundation for Visual Arts Fellowship zur Erforschung des kulturellen und künstlerischen Austauschs, entstanden nach der Asien-Afrika-Konferenz von 1955 in Bandung, Indonesien.
- Alya Sebti leitet seit 2016 die ifa Galerie Berlin (Institut für Auslandsbeziehungen), wo sie ein Forschungs- und Ausstellungsprogramm entwickelt, das koloniale Strukturen in zeitgenössischen Gesellschaften untersucht. Sie ist Teil des künstlerischen Teams der Manifesta 13, die 2020 in Marseille stattfindet. 2018 war sie Gastkuratorin der 13. Dak'Art, Biennale für zeitgenössische afrikanische Kunst, und 2014 war sie die künstlerische Leiterin der 5. Marrakesch Biennale. Sie hat mehrere Ausstellungen kuratiert, darunter: invisible im Musée de l'IFAN in Dakar, Carrefour/Treffpunkt in den ifa Galleries, Casablanca, Energie Noire als Teil von Mons 2015 - Europäische Kulturhauptstadt und Now Eat My Script in den KW Institute for Contemporary Art Berlin (2014). Sie hat über Kunst und den öffentlichen Raum, über Biennalen und transkulturelle Kunstpraktiken publiziert und gelehrt, u.a. im: Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Thessaloniki Biennale (GR); Universität von Addis Abeba, Äthiopien; KW Institute for Contemporary Art, Berlin; Internationale Akademie Salzburg (Österreich); New York University, Berlin; Le Cube Art Centre, Rabat.
Fonds TURN2: Die geförderten Projekte
Wichtige Informationen zum Antrag
TURN2 Labs
In Zeiten globaler Pandemien, der allgegenwärtigen Klimakrise, des anhaltenden Kampfes um Ressourcen und großer Migrationsbewegungen rückt ein "planetarisches" Umdenken in den Fokus. Wie setzen wir uns mit den globalen Herausforderungen auseinander? In was für Gegenwarten leben wir in Afrika und Europa? Was verbindet uns? Wie wollen wir zukünftig zusammen leben und arbeiten? Welche Rolle spielen gemeinsame künstlerische Strategien?
In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen veranstaltete die Kulturstiftung zusammen mit den Partnerorganisationen in Nairobi, Dakar und Tunis die TURN2 Labs. Dabei handelte es sich um eine Reihe sogenannter Ko-Laboratorien – Labore der Zusammenarbeit – in denen Kulturexpertinnen und Kulturpraktiker in nicht-öffentlichen Workshops zusammenkamen, um gemeinsam Themen zu bearbeiten, die das künstlerische Miteinander und die gemeinsame Gestaltung der Kulturszenen in Europa und Afrika prägen werden.
Die TURN2 Labs fanden mit jeweils bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Europa und Afrika in Kooperation mit Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI), KENU – Lab’Oratoire des Imaginaires in Dakar und L’Art Rue in Tunis statt. Die Teilnahme an den Labs erfolgte auf Einladung. Die inhaltliche und organisatorische Gestaltung und Durchführung lag bei den Partnerorganisationen in Zusammenarbeit mit der ugandischen Kuratorin Martha Kazungu und mit Unterstützung der Goethe-Institute in Nairobi, Dakar und Tunis. Die Kulturstiftung ging damit eine Form der Zusammenarbeit ein, die die Fragestellungen und Arbeitsweisen der afrikanischen Partner ins Zentrum rückte.
TURN2 Lab #1: 3.-6. November 2022 in Nairobi, Kenia
TURN2 Lab #2: 24.-27. März 2023 in Dakar, Senegal
TURN2 Lab #3: 27.-31. Mai 2023 in Tunis, Tunesien
TURN2 Residencies
Die TURN2 Residencies für kuratorische Rechercheaufenthalte waren eine Kooperation der Kulturstiftung, des ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U Berlin) (externer Link, öffnet neues Fenster) und des Triangle Network (externer Link, öffnet neues Fenster) und wurden in Zusammenarbeit mit der Bag Factory (externer Link, öffnet neues Fenster) in Johannesburg, dem Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) (externer Link, öffnet neues Fenster) in Nairobi und der G.A.S. Foundation (externer Link, öffnet neues Fenster) in Lagos durchgeführt.
Die TURN2 Residencies förderten die gezielte Anbahnung von künstlerischen Partnerschaften zwischen Einrichtungen der bildenden Kunst bzw. Kuratoren und Kulturakteurinnen aus afrikanischen Ländern und Deutschland. Ziel der Rechercheaufenthalte in Berlin, Nairobi, Lagos und Johannesburg war die Vorbereitung von späteren Kooperationsprojekten sowie eine Anbindung deutscher und afrikanischer Kultureinrichtungen und Kuratorinnen an internationale Netzwerke der bildenden Kunst.
Die TURN2 Residencies bestanden aus zwei Modulen: Modul 1 ermöglichte zwölf Kuratorinnen (Bildende Künste, interdisziplinär) aus afrikanischen Ländern einen Rechercheaufenthalt von drei Monaten am ZK/U in Berlin. Modul 2 ermöglichte neun deutschen Kuratoren (Bildende Künste, interdisziplinär) einen Rechercheaufenthalt von zwei Monaten am NCAI in Nairobi, an der G.A.S. Foundation in Lagos und der Bag Factory in Johannesburg.
Es handelte sich um Recherche- und Arbeitsaufenthalte, die nicht auf die Realisierung eines Ausstellungsprojektes fokussiert waren, sondern Austausch und Vernetzung in den Mittelpunkt stellten. Die Ausschreibungen erfolgten 2021 in zwei Runden durch einen internationalen Open Call.
TURN2 Talks mit Fellows @ZK/U
TURN2 Talks @ZK/U Berlin
Turn2 Talks
TURN2 Talks @ZK/U
Fellows in Berlin
Kuratoren bzw. Kulturakteure mit kuratorischer Erfahrung aus afrikanischen Ländern waren eingeladen, einen Arbeits- und Rechercheaufenthalt von drei Monaten am ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U Berlin) zu absolvieren. Die Fellows erhielten ein monatliches Stipendium von 1.500 Euro. Zusätzlich übernommen werden Reise- und Transportkosten, Unterkunft und Recherchekosten.
Die Fachjury der TURN2 Residencies hat sich für die Förderung folgender Fellows entschieden:
- 1. Runde ZK/U Berlin: Laura Ganda (Harare), Mike Mavura (Kapstadt), Renée Akitelek Mboya (Nairobi), Ken Aicha Sy (Senegal), Luamba Muinga (Luanda), Esse Dabla-Attikpo (Accra, Ghana)
- 2. Runde ZK/U Berlin: Va-Bene Elikem Fiatsi (Kumasi), Luvuyo Equiano Nyawose (Kapstadt), Saliou Waa Guendoum Sarr (Dakar), Huda Zikry (Kairo), Jesse Gerard (Tansania), Elham Khattab (Kairo)
Fellows in Nairobi, Lagos und Johannesburg
Kuratorinnen bzw. Kulturakteure mit kuratorischer Erfahrung aus Deutschland waren eingeladen, einen Arbeits- und Rechercheaufenthalt an einem der drei afrikanischen Mitgliedsorte des Triangle Network: (Bag Factory in Johannesburg, Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI), G.A.S. Foundation in Lagos) zu absolvieren. Die Fellows erhielten ein monatliches Stipendium von 1.500 Euro. Zusätzlich übernommen wurden Reise- und Transportkosten, Unterkunft und Recherchekosten. Pro Partner wurden drei Fellows ausgewählt.
Die Fachjurys der TURN2 Residencies haben sich für die Förderung folgender Fellows entschieden:
- G.A.S. Foundation in Lagos: Lynhan Balatbat Helbock (Berlin), Miriam Bettin (Köln), Mahret Ifeoma Kupka (Frankfurt a. M.)
- Bag Factory in Johannesburg: Federica Bueti (Berlin), Anna Ehrenstein, Sofia Ana Elise Steinvorth (Würzburg)
- NCAI in Nairobi: Jumoke Adeyanju (Berlin), Nathalie Anguezomo Mba Bikoro (Berlin), Kathy-Ann Tan (Berlin)
Jurys TURN2 Residencies
- TURN2 Residencies Berlin: Iris Dressler (Württembergischer Kunstverein Stuttgart), Philip Horst (ZK/U Berlin), Folakunle Oshun (Lagos Biennale)
- TURN 2 Residencies Johannesburg: Candice Allison (Bag Factory Johannesburg), Kathrin Beßen (Kunstsammlung NRW), Julia Grosse (Contemporary&),
- TURN 2 Residencies Lagos: Kathrin Beßen (Kunstsammlung NRW), Julia Grosse (Contemporary&), Yinka Shonibare (G.A.S. Foundation Lagos)
- TURN 2 Residencies Nairobi: Michael Armitage (Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI)), Kathrin Beßen (Kunstsammlung NRW), Julia Grosse (Contemporary&)
- Candice Allison ist eine unabhängige Kuratorin, Wissenschaftlerin und Autorin in Südafrika. Derzeit ist sie Direktorin der Bag Factory in Johannesburg und Doktorandin im Fachbereich Geschichte an der University of the Western Cape, wo sie über kuratorische und museale Ethik im Südafrika nach der Apartheid forscht. Sie hat lokal und international Ausstellungen kuratiert, u.a. im New Church Museum in Kapstadt, wo sie von 2013-2016 als Kuratorin tätig war, in der Iziko South African National Gallery, im Stellenbosch University Museum, in der Goodman Gallery Cape Town, in der National Gallery of Zimbabwe, im Kalmar Konstmuseum und in der Sodertalje Konsthal in Schweden sowie bei BODE Projects in Deutschland.
- Michael Armitage ist ein internationaler Künstler und arbeitet zwischen Nairobi und London, wo er von 2007 bis 2010 an der Slade School of Fine Art und den Royal Academy Schools studierte. Armitage hat an der 58. Biennale von Venedig teilgenommen und hatte Einzelausstellungen in der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Museum of Contemporary Art, Sydney; Museum of Modern Art, New York in Zusammenarbeit mit dem Studio Museum Harlem; der Norval Foundation, Kapstadt und Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen. Im September 2020 eröffnete Armitage seine Einzelausstellung „Paradise Edict“ im Haus der Kunst, München, die ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) umfasst, einer gemeinnützigen Plattform, die Armitage mit der Direktorin Ayako Bertolli entwickelt. „Paradise Edict“ ist seitdem in die Royal Academy of Arts, London, gewandert, wo sie derzeit bis zum 19. September zu sehen ist.
- Kathrin Beßen ist Kuratorin an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, verantwortlich für folgende Projekte: „Unter der Erde. Von Kafka bis Kippenberger“ (Co-Kuratorin, 2014), „museum global“ (Co-Kuratorin des Forschungs- und Ausstellungsprojekts, 2014-2018), „Cao Fei“ (2018), „Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945“ (2020), „Christoph Schlingensief. Kaprow City“ (2021) und „Open Space. Nichts als Zukunft“ (Co-Kuratorin, 2021). Nach verschiedenen Tätigkeiten im Kunsthandel und Museum war sie zuvor langjährige Assistentin der ehemaligen Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Marion Ackermann.
- Iris Dressler leitet seit 2005 mit Hans D. Christ den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Dressler und Christ haben 1997 den Hartware Medienkunstverein in Dortmund gegründet. 2019 waren sie künstlerische Leiter:innen der Bergen Assembly und 2017 die Leiter:innen der Project Biennial of Contemporary Art D-0 ARK Underground in Bosnien-Herzegowina. Dressler hat mit Künstler:innen wie Alexander Kluge, Imogen Stidworthy, Ines Doujak, Teresa Burga, Peggy Buth oder Stand Douglas im Rahmen von Einzelausstellungen zusammengearbeitet und hat verschiedene kollektive Modelle des Kuratierens erprobt. Sie hat zahlreiche Texte zur zeitgenössischen Kunst veröffentlicht und an verschiedenen Kunsthochschulen gelehrt. Derzeit bereiten Dressler und Christ unter anderem eine Einzelausstellung von Carrie Mae Weems vor.
- Julia Grosse ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin der Plattform Contemporary And (C&). Sie ist Dozentin am Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste in Berlin und seit Juni 2021 Assoziierte Kuratorin am Gropius Bau. Grosse studierte Kunstgeschichte und arbeitete als Kolumnistin und Kunstjournalistin in London für die taz, FAZ und das AD Magazine. Sie ist Autorin und Mitherausgeberin von Büchern, u.a. „Ein Leben lang“ (Hoffman und Campe 2018). Im Jahr 2020 kuratierte sie „Friendly Confrontations: Festival für globale Kunst und Institutionskritik“ an den Kammerspielen München und wurde (zusammen mit Yvette Mutumba) mit dem Preis European Cultural Manager of the Year ausgezeichnet.
- Philip Horst ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs KUNSTrePUBLIK, in dem er seit 2006 seine künstlerische und kuratorische Praxis im öffentlichen Raum umsetzt. KUNSTrePUBLIK verbindet globale Diskurse mit lokalen Handlungsvorschlägen und untersucht diese an der Schnittstelle von Kunst, Forschung und dem umgebenden Alltag in urbanen Situationen. Als Mitbegründer und Ko-Direktor des ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin leitet Philip Horst seit 2012 eine KünstlerInnen-Residenz, die sich als Forschungs- und Produktionsort für gesellschaftliche Fragen und als Raum für Ausstellungen, Konferenzen, Workshops und andere Formate versteht. Dabei ist die Mischung verschiedener Lebenswelten elementares Ziel.
- Folakunle Oshun ist ein nigerianischer Künstler und Kurator, der zwischen Lagos und Berlin lebt. Seine bildhauerische Praxis beschäftigt sich mit der Relativität von Formen und der Kartierung von Umlaufbahnen und obskuren Räumen. Die meisten seiner Kreationen entstehen aus Ton, wobei er die grenzenlosen Möglichkeiten und den fließenden Umgang mit dem Material nutzt und so Raum für nie dagewesene Möglichkeiten schafft. Seine jüngste Kreation ist eine der Schwerkraft trotzende Installation mit dem Titel "Museum der Hoffnung", die derzeit im historischen Berliner Dom gezeigt wird. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei (2007) und einen Master-Abschluss in Kunstgeschichte (2012), beide von der University of Lagos. Im Jahr 2017 gründete Folakunle die Lagos Biennale, eine Künstlerinitiative der Akete Art Foundation. 2017 wurde er als erster Empfänger des Curator-in-Residence-Stipendiums der Landeshauptstadt Potsdam, Brandenburg, Deutschland, ausgewählt. Derzeit ist er Gastkurator an der Pinakothek der Moderne in München.
- Yinka Shonibare CBE RA ist ein in London, Großbritannien, lebender Künstler. Er studierte Bildende Kunst an der Byam Shaw School of Art in London und erhielt seinen Master of Fine Arts an der Goldsmiths, University of London. Seine interdisziplinäre Praxis nutzt Zitate der westlichen Kunstgeschichte und Literatur, um die Gültigkeit zeitgenössischer kultureller und nationaler Identitäten im Kontext der Globalisierung zu hinterfragen. Indem er Rasse, Klasse und die Konstruktion kultureller Identität untersucht, kommentieren seine Arbeiten die verworrene Beziehung zwischen Afrika und Europa und ihre jeweilige wirtschaftliche und politische Geschichte. Im Jahr 2004 wurde er für den Turner Prize nominiert. Im Jahr 2013 wurde er zum Royal Academician (RA) gewählt und erhielt 2019 die Auszeichnung "Commander of the Order of the British Empire" (CBE). Im Jahr 2021 wurde Shonibare mit dem renommierten Whitechapel Gallery Art Icon Award ausgezeichnet. Im Mai 2021 wurde eine große Retrospektive seines Werks im Museum der Moderne in Salzburg, Österreich, eröffnet. Shonibares Werke werden in Museen und öffentlichen Räumen auf der ganzen Welt gezeigt und befinden sich in namhaften internationalen Museumssammlungen, darunter die Tate Collection, London; Victoria and Albert Museum, London; National Museum of African Art, Smithsonian Institute, Washington, D.C.; Museum of Modern Art, New York; Moderna Museet, Stockholm; das Museum of Contemporary Art, Chicago; National Gallery of Modern Art in Rom und VandenBroek Foundation, Niederlande.
Partnerinstitutionen und Residenzstandorte
- Das ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U Berlin) ist ein Ort der Kunstproduktion, eine Künstler- und Forscher*innen-Residenz und eine Programmplattform in Berlin, das lokales Schaffen mit globalen Diskursen verbindet. Das ZK/U untersucht vorhandene Wissensformen und Praktiken in urbanen Räumen als Sprungbrett für die Selbstbestimmung des Einzelnen und der Gemeinschaft. Das ZK/U fördert den Ausbau belastbarer und integrativer Netzwerke, die den Komplexitäten des städtischen Lebens im 21. Jahrhunderts gerecht werden.
- Das Triangle Network wurde 1982 gegründet und ist ein globales Netzwerk von Künstlern und Organisationen der bildenden Kunst, das die professionelle Entwicklung und den kulturellen Austausch zwischen KünstlerInnen, KuratorInnen und anderen Kunstschaffenden auf der ganzen Welt unterstützt. Administrativ hat das Netzwerk seinen Sitz in den Gasworks in London, dessen Vorsitzender Alessio Antoniolli auch das Netzwerk koordiniert. Das Nairobi Contemporary Art Institute, G.A.S. Lagos und die Bag Factory in Johannesburg sind aktuell Partner im Triangle Network. Im Rahmen der TURN2 Residencies soll das ZK/U Berlin ebenfalls Partner im Triangle Network werden.
- Die Bag Factory wurde 1991 in Newtown, Johannesburg, von David Koloane und Robert Loder als einer der ersten unabhängigen Kunstorte Südafrikas gegründet. Seit ihrer Gründung stellt die gemeinnützige Organisation einer generationenübergreifenden Gruppe von in Johannesburg lebenden Künstlern Atelierräume zur Verfügung und veranstaltet internationale Künstleraufenthalte.
- Das Nairobi Contemporary Art Institute (NCAI) wurde vom britisch-kenianischen Künstler Michael Armitage gegründet und widmet sich der Förderung zeitgenössischer Kunst in Ostafrika.
- Die Guest Artists Space (G.A.S.) Foundation wurde 2019 von dem britisch-nigerianischen Künstler Yinka Shonibare unter dem Dach der Yinka Shonibare Foundation (UK) gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung des internationalen künstlerischen Austauschs und der Entwicklung kreativer Praktiken durch Künstleraufenthalte und internationale Zusammenarbeit widmet.