Gestern tagte turnusgemäß der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes. Er bewilligte neue Projekte im Umfang von 13.235 Mio. Euro. Verabschiedet wurden folgende Vorhaben:
- Das Museum für Naturkunde Berlin übernimmt die Federführung für ein mehrjähriges Modellprojekt zur Erprobung von Interaktionen zwischen künstlerischen Positionen und der Ausstellungspraxis an Naturkundemuseen. Geplant sind im Berliner Naturkundemuseum zunächst zehn künstlerische Interventionen in den Bereichen Klangkunst/Hörkunst, Bildende Kunst und Literatur, mit denen ein Experimentalraum für die Wechselwirkungen zwischen Kunst, Museumspraxis und Naturforschung abgesteckt werden soll. Die Ergebnisse der künstlerischen Arbeiten sollen auf andere Museen übertragen werden können und auch in die Dauerausstellung des Berliner Naturkundemuseums integriert werden. Für dieses Modellprojekt stellt die Kulturstiftung des Bundes 785.000 Euro zur Verfügung.
- Im Jahr 2015 findet eine große Ausstellung zur „Geschichte der Homosexualität(en)“ parallel im Deutschen Historischen Museum Berlin und im Schwulen Museum Berlin statt. Die Doppelausstellung beleuchtet in unterschiedlichen Perspektiven anhand dokumentarischen Materials und künstlerischer Positionen aus Kunst, Film, Literatur, Tanz und Theater die Geschichte der Emanzipation Homosexueller, sowohl von Männern als auch von Frauen. Das Ausstellungsprojekt wird gemeinsam von der Kulturstiftung des Bundes (850.000 Euro) und der Kulturstiftung der Länder (110.000 Euro) gefördert.
- Das MoMA in New York, die Tate Gallery in London und das Museum Ludwig in Köln haben sich zusammengetan, um ein spektakuläres Ausstellungsprojekt zu realisieren: die erste umfassende Retrospektive von Sigmar Polke (1941 – 2010), einem der international renommiertesten und einflussreichsten Künstler der Nachkriegsgeneration. Die Kulturstiftung des Bundes (300.000 Euro) und die Kulturstiftung der Länder (100.000 Euro) fördern gemeinsam die deutsche Station.
- Die Berlin Biennale, die die Kulturstiftung des Bundes als einen ihrer kulturellen Leuchttürme fördert, erhält für ihre beiden nächsten Ausgaben in den Jahren 2016 und 2018 jeweils 2,5 Mio. Euro.
- Die interdisziplinäre Fachjury der antragsgebundenen Allgemeinen Projektförderung wählte auf ihrer letzten Sitzung im Herbst 2013 40 neue Förderprojekte aus. Die Fördersumme beträgt insgesamt 6,3 Mio. Euro.
Zu den geförderten Projekten gehört das internationale Ausstellungsprojekt „Scham. Die heimliche Macht“ des Deutschen Hygiene-Museums Dresden. / Ebenfalls in Dresden findet ein Festival der Bürgerbühnen statt, das vom Staatsschaupiel Dresden ausgerichtet wird. / Die Choreografin Helena Waldmann erarbeitet in „Made in Bangladesh“ ein Tanzprojekt, das die prekären Produktionsbedingungen der Textilarbeiter/innen in Bangladesch mit den Arbeitsbedingungen der dortigen Tänzer/innen vergleicht. / Das Essener Folkwang Museum ermöglicht mit dem Projekt „Manifeste“ einen radikalen und leidenschaftlichen Blick auf die Geschichte der Fotografie aus Sicht von Künstlerinnen und Künstlern. / Das Kunstmuseum Bonn nimmt in der Schau „Tele-Gen“ die Entwicklung und Bedeutung des Fernsehens in der Bildenden Kunst in den Blick. / Die Berliner Theatergruppe Nico and the Navigators studiert unter dem Titel „Die Stunde, da wir zu viel voneinander wussten“ das Kommunikationsverhalten unserer digitalisierten Gesellschaft. / In den Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf schildert der ägyptische Künstler Wael Shawky in seinem Videoprojekt „Cabaret Crusades“, welche Spuren die mittelalterlichen Kreuzzüge in der arabischen Welt hinterlassen haben. /Im Keller des Ständehauses der Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen wird das Leben „Unter der Erde“ in Literatur, Malerei, Fotografie, Video und Installation sichtbar gemacht. / Die Stiftung Bauhaus Dessau wird sich anlässlich der Komplettierung des Meisterhaus-Ensembles unter dem Titel „Haushaltsmesse 2014“ mit der heutigen Kultur des Haushaltens angesichts schwindender Ressourcen befassen. / In der Frankfurter Schirn Kunsthalle wird Tobias Rehberger eine umfangreiche Werkschau mit über 100 Arbeiten präsentieren und nach der Funktion der Kunst fragen. / Auf Kampnagel Hamburg findet unter der künstlerischen Leitung des Kommando Himmelfahrt das Musiktheaterprojekt „Speisung der 5000“ statt, das sich auf die biblische Legende um die Brotvermehrung bezieht. / Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt mit „Fette Beute. Reichtum zeigen“ eine internationale Gruppenausstellung, die sich mit der immer weiter auseinandergehenden Schere zwischen Arm und Reich befasst. / Die Filmemacherin Ulrike Ottinger begibt sich im Projekt „Weltreise“ auf die Spuren des forschungsreisenden Schriftstellers Adelbert von Chamisso in die nördlichen Pazifikregionen. Der Film, der auf dieser Reise entsteht, wird später Teil einer Ausstellung über europäische Forschungsreisende des 18. und 19. Jahrhunderts in der Staatsbibliothek zu Berlin. / Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nimmt zwei Werke von Rauschenberg und Cy Twombly aus der Nationalgalerie zum Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem legendären Black Mountain College. Das gleichnamige Projekt befasst sich mit dieser Schule aus North Carolina, die die Verbindung von Natur- und Geisteswissenschaften mit der Kunst propagierte. / Unter dem Titel „Re-Discoveries“ stellt das Autocenter – Space for Contemporary Art in Berlin Fragen nach der Bedeutung älterer Kunstwerke für junge Künstler. / Das internationale Künstlerkollektiv andcompany&Co befasst sich in dem Musiktheaterstück „Orpheus in der Oberwelt“ mit mythischen Bedeutungen des antiken Thrakien und konfrontiert es mit der gegenwärtig brisanten Realität dieses Landstriches, der inzwischen die Außengrenze der EU bildet und bei dessen Überquerung bereits viele Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. / Das Projekt „The bed on which I’m sleeping“ der Berliner Künstlergruppe Into the Dark UG stellt das sensorische Erfassen von Musik durch Nahsinne wie Tast- und Geruchssinn in das Zentrum seiner Theaterarbeit. / Das Kunstpalais Erlangen plant eine Gruppenausstellung, die danach fragt, welche „Affekte“ unsere politische Öffentlichkeit prägen.