Homosexualität_en

Ausstellung im Deutschen Historischen Museum und Schwulen Museum*

Ausstellung Homosexualität_en im Deutschen Historischen Museum, Foto: Thomas Bruns

Die Kulturstiftung des Bundes und die Kulturstiftung der Länder haben vereinbart, sich regelmäßig auf gemeinsam zu fördernde Projekte zu verständigen. Beide Stiftungen kamen überein, ab 2015 die kulturhistorische Doppelausstellung des Deutschen Historischen Museums und des Schwulen Museums* zu Geschichte und Kultur männlicher wie weiblicher Homosexualität gemeinsam zu fördern.

Auch wenn in den letzten Jahren die Rechte von Homosexuellen gestärkt worden sind (z.B. „Homo-Ehe“), bietet Homosexualität auch heute noch vielfach Anlass für gesellschaftliche Konflikte und individuelle Diskriminierung. Homosexuelle Lebensformen werden auch mitten in Europa, wie Beispiele aus Russland, Ungarn oder auch die Bürgerproteste in Frankreich gegen ein Adoptionsrecht zeigen, nicht oder nur sehr begrenzt akzeptiert. Bis zu einer umfassenden rechtlichen Gleichstellung ist es in den meisten Ländern noch ein weiter Weg. Weltweit gibt es eine Vielzahl von Staaten, in denen homosexuelle Lebensweisen illegal sind, verfolgt und bestraft werden.

Mit der Kombination aus Sozial- und Kunstgeschichte, aus einerseits lehrreichen, andererseits ästhetisch-künstlerischen Ansätzen sollte das Ausstellungsprojekt dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, Tabus zu überwinden sowie Fragen über Normalität und Abweichung zur Diskussion zu stellen, und damit sowohl ein Fachpublikum als auch die Szene und ein breites Publikum ansprechen. Charakteristisch für das kuratorische Konzept war, dass Homosexualität nicht als Minderheitenproblem oder Nischendasein behandelt, sondern die integrale Funktion von Minderheiten in aufgeklärten Gesellschaften hervorgehoben wurde. Zudem gab es bis dato keine angemessene Würdigung des Engagements der lesbischen Bewegung für die Emanzipation von Homosexuellen. Das Kooperationsprojekt der beiden Museen wollte dieses Defizit beheben und lesbischen Aktivitäten eine größere Aufmerksamkeit widmen, da sie in der Geschichtsschreibung des Feminismus bis dahin ein Schattendasein führten.

Die umfassende Schau präsentierte neben internationalen Leihgaben zahlreiche Exponate aus der Sammlung des Schwulen Museums*, Archiven der Frauen- und Lesbenbewegung und zahlreichen Privatsammlungen. Ausgewählte künstlerische Arbeiten u.a. von Monica Bonvicini, Louise Bourgeois, Heather Cassils, Michael Elmgreen & Ingar Dragset, Lotte Laserstein, Lee Lozano, Sturtevant, Jeanne Mammen oder Andy Warhol kommentierten auf vielfältige Weise die Themen der Ausstellung.

Das Ausstellungsprojekt wurde vom wissenschaftlichen Team des Deutschen Historischen Museums begleitet. Die Kurator/innen waren Birgit Bosold, Mitglied des Vorstands des Schwulen Museums*, die Kunsthistorikerin und erfahrene Ausstellungsmacherin Dorothée Brill sowie der Szenograf, Architekt und Kurator Detlef Weitz.

Nach der ersten Station 2015 in Berlin war die Folgeausstellung „Homosexualität_en“ in Münster zu sehen.

 

Berlin, 2015

 

Das Ausstellungsprojekt, das ab Juni 2015 fünf Monate parallel im weltweit einzigartigen Schwulen Museum* und im Deutschen Historischen Museum Berlin gezeigt wurde, dem größten deutschen Geschichtsmuseum, beleuchtete 150 Jahre Geschichte der Emanzipation Homosexueller anhand dokumentarischen Materials und künstlerischer Positionen aus Kunst, Film, Literatur, Tanz und Theater. Insgesamt standen dafür 1.600 qm Ausstellungsfläche zur Verfügung, wobei beide Standorte jeweils eigene thematische Schwerpunkte setzten. Chronologische und thematische Aspekte wurden dabei so aufeinander bezogen und miteinander vernetzt, dass der Eindruck, man wolle eine letztgültige Geschichte der Homosexualität präsentieren, vermieden wurde.Eine Ausstellung des Schwulen Museums* und des Deutschen Historischen Museums, die gemeinsam von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder gefördert ist.

 

Münster, 2016

 

Zentrale Teile der Ausstellung waren bereits zuvor in Berlin zu sehen. Darüber hinaus legte die Schau in Münster dar, wie gleichgeschlechtliche Sexualität und nonkonforme Geschlechtsidentitäten von der Gesetzgebung kriminalisiert, von der Medizin pathologisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. So zeigte sie die rechtliche Entwicklung des Paragraphen 175 des Deutschen Strafgesetzbuches auf, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, von seinem Inkrafttreten im Jahr 1872, über die massive Verschärfung während der NS-Zeit und seine Beibehaltung bis zur endgültigen Abschaffung 1994. Neben den gesellschaftlichen Repressionen widmete sich die Ausstellung den Emanzipationsbewegungen homo-, trans*- und intersexueller Menschen, die insbesondere seit der gesetzlichen Liberalisierung in den 1960er Jahren an Dynamik gewannen und das gesellschaftliche Verständnis von geschlechtlicher Identität verändert haben.

Münster ist ein wichtiger Ausgangspunkt für die Homosexuellen-Bewegung in Deutschland. Am 29. April 1972 gipfelt hier ein überregionales Treffen homosexueller Aktivist/innen in einem historischen Ereignis: der ersten Homosexuellen-Demonstration in der Bundesrepublik Deutschland. 1975 gibt die Münsteranerin Anne Henscheid der Journalistin Alice Schwarzer ein Interview für die Zeitschrift „Brigitte“ und tritt als erste lesbische Frau mit Foto und Namen in die Öffentlichkeit. Lesben in der ganzen Bundesrepublik haben sie für ihren Mut gefeiert. Heute ist die Mitbegründerin der ersten westdeutschen Lesbengruppe eine vergessene Heldin, der die Ausstellung neue Aufmerksamkeit schenkt.

Eine Kooperation des Schwulen Museums* mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur und dem Deutschen Historischen Museum, die gemeinsam von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder gefördert ist.

 

 

Berlin, 2015

Das Ausstellungsprojekt, das ab Juni 2015 fünf Monate parallel im weltweit einzigartigen Schwulen Museum* und im Deutschen Historischen Museum Berlin gezeigt wurde, dem größten deutschen Geschichtsmuseum, beleuchtete 150 Jahre Geschichte der Emanzipation Homosexueller anhand dokumentarischen Materials und künstlerischer Positionen aus Kunst, Film, Literatur, Tanz und Theater. Insgesamt standen dafür 1.600 qm Ausstellungsfläche zur Verfügung, wobei beide Standorte jeweils eigene thematische Schwerpunkte setzten. Chronologische und thematische Aspekte wurden dabei so aufeinander bezogen und miteinander vernetzt, dass der Eindruck, man wolle eine letztgültige Geschichte der Homosexualität präsentieren, vermieden wurde.

Eine Ausstellung des Schwulen Museums* und des Deutschen Historischen Museums, die gemeinsam von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder gefördert ist.

Münster, 2016

Zentrale Teile der Ausstellung waren bereits zuvor in Berlin zu sehen. Darüber hinaus legte die Schau in Münster dar, wie gleichgeschlechtliche Sexualität und nonkonforme Geschlechtsidentitäten von der Gesetzgebung kriminalisiert, von der Medizin pathologisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. So zeigte sie die rechtliche Entwicklung des Paragraphen 175 des Deutschen Strafgesetzbuches auf, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, von seinem Inkrafttreten im Jahr 1872, über die massive Verschärfung während der NS-Zeit und seine Beibehaltung bis zur endgültigen Abschaffung 1994. Neben den gesellschaftlichen Repressionen widmete sich die Ausstellung den Emanzipationsbewegungen homo-, trans*- und intersexueller Menschen, die insbesondere seit der gesetzlichen Liberalisierung in den 1960er Jahren an Dynamik gewannen und das gesellschaftliche Verständnis von geschlechtlicher Identität verändert haben.

Münster ist ein wichtiger Ausgangspunkt für die Homosexuellen-Bewegung in Deutschland. Am 29. April 1972 gipfelt hier ein überregionales Treffen homosexueller Aktivist/innen in einem historischen Ereignis: der ersten Homosexuellen-Demonstration in der Bundesrepublik Deutschland. 1975 gibt die Münsteranerin Anne Henscheid der Journalistin Alice Schwarzer ein Interview für die Zeitschrift „Brigitte“ und tritt als erste lesbische Frau mit Foto und Namen in die Öffentlichkeit. Lesben in der ganzen Bundesrepublik haben sie für ihren Mut gefeiert. Heute ist die Mitbegründerin der ersten westdeutschen Lesbengruppe eine vergessene Heldin, der die Ausstellung neue Aufmerksamkeit schenkt.

Eine Kooperation des Schwulen Museums* mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur und dem Deutschen Historischen Museum, die gemeinsam von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder gefördert ist.

Rede zur Eröffnung

Hortensia Völckers, die Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, sprach zur Eröffnung der Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Rede zum Download (externer Link, öffnet neues Fenster)

Kontakt

Birgit Bosold
Schwules Museum*

Lützowstraße 73

10785 Berlin

www.schwulesmuseum.de (externer Link, öffnet neues Fenster) (externer Link, öffnet neues Fenster)

www.dhm.de (externer Link, öffnet neues Fenster)

 

Hermann Arnhold
LWL-Museum für Kunst und Kultur

Domplatz 10
48143 Münster

www.lwl.org (externer Link, öffnet neues Fenster)