360°-Akademie 2020

Dokumentation der Werkstattgespräche:
Wenn Ansprüche auf Narrative und Realität treffen

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Erläuterung

Seit 2018 arbeiten bundesweit 39 Kultureinrichtungen daran, ihr Haus diversitätsorientiert zu öffnen – darunter Bibliotheken, Theater und Museen. Diversitätsorientierte Öffnung bedeutet für die Häuser unter anderem, Veränderungen in der Personalstruktur sowie in den Programmangeboten durchzuführen und darüber hinaus, neue Zielgruppen als Publikum für die Arbeit des Hauses zu gewinnen. Für diese Neuausrichtungen haben sie insgesamt vier Jahre Zeit. So lange fördert die Kulturstiftung des Bundes die Change-Prozesse im Rahmen des Programms 360°.

Es ist keine leichte Aufgabe, der sich die Kulturinstitutionen hier stellen. Die Häuser erhalten jeweils die Finanzierung einer Personalstelle von sogenannten Diversitätsagentinnen und -agenten, welche die Prozesse in den Einrichtungen begleiten und sie gemeinsam mit der Leitungsebene steuern. Doch reichen vier Jahre überhaupt, um nachhaltige Veränderungen zu initiieren? Wie kann sichergestellt werden, dass nach vier Jahren Programmförderung der geschaffene Wandel bestehen bleibt und Diversität als gesellschaftliche Wirklichkeit in den Institutionen verstetigt und gelebt wird? Diesen und weiteren Fragen wurde nach zwei Jahren 360° in einem Werkstattgespräch nachgegangen. Für das Arbeitstreffen aller am Programm Beteiligten zur Halbzeit, das pandemiebedingt online stattfand, waren verschiedene Gesprächsteilnehmende geladen, unter anderem Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda, verschiedene Diversitätsagenten sowie weitere Diskussionsteilnehmende aus den geförderten Kultureinrichtungen. Beim Austausch wurde schnell deutlich: Die Ansprüche und das Verständnis von Diversität prallen zum Teil hart auf tradierte Narrative und Realitäten, mit denen umzugehen eine ebenso große Herausforderung ist wie die Maßnahmen zur diversitätsorientierten Veränderung selbst. Auf dieser Website finden Sie die Dokumentationen von zwölf Impulsvorträgen, die im Rahmen der Werkstatt in drei Themenblöcken präsentiert wurden.

In Session I „Reise ins Innere: Diversitätsprozesse in Kultureinrichtungen“ diskutierten Claudia Neusüß (Geschäftsführerin compassorange), Danilo Vetter (Fachbereichsleiter der Stadtbibliothek Berlin-Pankow), Attila Bihari (Diversitätsagent im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz) und Christoph Emminghaus (Geschäftsführer Syspons GmbH) über Hürden bei Diversitätsprozessen und darüber, was notwendig ist, um die Öffnung der Häuser erfolgreich zu bewältigen.

Während Session II „Draufgeschaut – wie werden Kultureinrichtungen aus postmigrantischer Perspektive wahrgenommen?“ wurde deutlich, dass das Verständnis von Diversität umfassender sein muss und es keine homogenen Bevölkerungsgruppen gibt. An dem Gespräch nahmen teil: Dan Thy Nguyen (Künstlerische Leitung des Fluctoplasma Festivals, Theaterregisseur), Delal Atmaca (Geschäftsführerin DaMigra e. V. – Dachverband der Migrantinnenorganisationen), Suy Lan Hopmann (Kuratorin im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt) sowie Michael Börgerding (Generalintendant des Theater Bremen).

In Session III „Fit für die Zukunft: Kulturpolitik und Diversität. Was brauchen die Institutionen?“ wurde darüber diskutiert, wer für das Gelingen von diversitätsorientierter Öffnung in Kulturinstitutionen verantwortlich ist. Wenn Diversitätsprozesse zum zentralen Thema der Kultureinrichtungen werden sollen, ist es Aufgabe der Kulturpolitik, diese anzustoßen? Mit dieser Frage setzten sich die Gesprächsteilnehmenden Hortensia Völckers (Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes), Carsten Brosda (Kultursenator Hamburg), Jan Gerchow (Direktor des Historischen Museums Frankfurt) und Ruth Hartmann (Diversity-Managerin der Stadtbibliothek Bremen) auseinander.

360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft

Mit 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft unterstützt die Kulturstiftung des Bundes kulturelle Institutionen bei der diversitätsorientierten Öffnung. Der Fonds soll Ansatzpunkte, Strategien und Methoden fördern, die exemplarisch aufzeigen, wie Institutionen ihr Potenzial zur Mitgestaltung der neuen Stadtgesellschaft wirksam entfalten können.

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