Bilderkriege – Bruchstellen der Moderne
Konferenz
Der Kontroversen um die Propheten-Karikaturen und die gewalttätigen Reaktionen in der islamischen Welt haben Fragen nach den Spielregeln des Zusammenlebens - weltweit und in einzelnen Gesellschaften - von Menschen mit verschiedenen Werte-Orientierungen aktualisiert und in einen globalen Kontext gestellt.
- Die weltweite Anerkennung universeller Werte, wie sie in der westlichen Welt entwickelt und machtgestützt verbreitet wurden, ist brüchig geworden. Wenn die westliche Welt ihre Prinzipien realisieren will, muss sie die anderen Akteure überzeugen - und es könnte sein, dass sie ihre Handlungsstrategien dafür selbst ändern, an neue historische Bedingungen anpassen muss.
- Zentrales gemeinsames Kennzeichen von Stimmen des Ausgleichs - sowohl in der islamischen Welt wie auch in Europa - ist es, sich im Umgang mit Konflikten und Polarisierungen zu bemühen, die jeweils anderen nicht nach den Taten "ihrer" Extremisten zu definieren und kollektiv dafür haftbar zu machen.
- Entscheidend könnte werden, ob und wie weltweit und innerhalb einzelner Gesellschaften ein politisches und gesellschaftliches Verhalten entwickelt und durchgehalten werden kann, in dem unterschiedliche kulturelle Werte Berücksichtigung finden.
- Der Karikaturenstreit vollzog sich in der Arena einer Weltöffentlichkeit, die schlagartig zentrale Folgen der Globalisierung sichtbar machte, die uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Ein Nachteil der teilweise hitzigen Mediendebatten im Anschluss an die Veröffentlichung der Karikaturen war, dass dabei - durchaus mediengerecht - vielfach mit Zuspitzungen gearbeitet wird. Immer wieder gleiten solche Kontroversen in den Austausch von Schlagworten und vorgestanzten Stereotypen ab, anstatt zu helfen, drängende Fragen zu klären. Die Konferenz will Gelegenheit geben, die Komplexität einiger, für die Zukunft wichtiger Themenkomplexe auszuleuchten und die Vertreter verschiedener Positionen und vor allem unterschiedlicher Ansätze in einen Kommunikationszusammenhang zu bringen. Dabei wollen wir uns auf fünf Themenschwerpunkte konzentrieren:
- die Logik und Bedeutung von Medieninszenierungen in Zeiten der Globalisierung und ihre transkulturelle Ikonographie;
- der Umgang staatlicher und muslimischer Akteure von Integrationsbemühungen in Europa mit solchen Polarisierungen, wie sie nicht nur infolge des Karikaturen-Konflikts immer wieder auftreten;
- die kritische Selbstreflexion von Freiheits- und Menschenrechten: der Umgang mit historisch neu sich stellenden Problemen aufgrund weltumfassender Interaktion und Kommunikation;
- die Analyse ausgewählter globaler Zusammenhänge, die das weltweite Zusammenleben von Individuen bzw. Gesellschaften mit unterschiedlichen Werte-Orientierungen beeinflussen;
- Vorschläge für Strategien, die eine Koexistenz von Individuen bzw. Gesellschaften mit unterschiedlichen Werte-Orientierungen für die Zukunft ermöglichen.
Zugleich wird die Konferenz ein Forum bieten für Stimmen der Vernunft aus der islamischen Welt sowie von Muslimen, die in Europa leben. Wir wollen die Menschen sichtbar machen, die solche Positionen vertreten. Ziel der Konferenz ist es, Strategien zur Diskussion zu stellen, wie zukünftig bei ähnlichen Ereignissen, mit denen gerechnet werden muss, die Stimmen der Vernunft gestärkt und Polarisierungen entgegengewirkt werden können. Die Entwicklung solcher Strategien erfordert in Europa wie in islamischen Gesellschaften auch eine Selbstreflexion, welche Neuorientierungen die veränderten globalen Rahmenbedingungen möglicherweise im eigenen Handlungsspektrum erfordern. Solche Diskussionen will die Konferenz sowohl in unserer Gesellschaft, als auch bei Multiplikatoren aus Europa und dem Nahen Osten anstoßen bzw. stärken.
Veranstaltungszeitraum: 05.05.2006 - 07.05.2006
Veranstaltungsort: Haus der Kulturen der Welt, Berlin