Eindrücke von den Neuen Auftraggebern von Marl
Einleitung
1992 hat in Frankreich die Initiative "Les Nouveaux commanditaires" (dt.: Neue Auftraggeber) damit begonnen, die Art und Weise, wie zeitgenössische Kunst entsteht, um einen neuen Ansatz zu erweitern. Bürgerinnen werden von Mediatoren darin unterstützt, bei international renommierten Künstlerinnen ein eigenständiges Werk für ihr unmittelbares Lebensumfeld in Auftrag zu geben. Jedermann kann so zum Auftraggeber bedeutender Kunstwerke werden – das ist das Credo der Neuen Auftraggeber. Weit über dreihundert, oft mehrjährige Produktionen wurden bisher in Frankreich in Auftrag gegeben. Bildende Kunst, Architektur, Musik, Theater – alle Sparten sind vertreten. Die Finanzierung erfolgte hierbei meist über private und öffentliche Förderer. In Deutschland stecken die Neuen Auftraggeber noch in den Kinderschuhen. Gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen gibt es zahlreiche interessierte Bürger, die an einem kommunalen Prozess mitwirken würden, der ihnen eine Stimme verleiht. Durch die Projekte werden sie in die Lage versetzt, auf Herausforderungen in ihrer Gemeinschaft mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst zu reagieren.
Die Kulturstiftung des Bundes unterstützte die Gesellschaft der Neuen Auftraggeber darin, zunächst die Entwicklung von insgesamt max. 20 Projekten zu erproben. Sie förderte diese Vorhaben bis zur Erarbeitung eines konkreten künstlerischen Entwurfs. Die Finanzierung für die Produktion der Werke wurde und wird dann durch geeignete weitere Partnerschaften gesichert. Auftraggeber kann jeder Bürger sein. In der Regel finden dabei Menschen zusammen, die in ihrer Kommune oder Nachbarschaft für ein dringendes, öffentlich relevantes Anliegen oder ein Thema eintreten wollen. Mediatorinnen beraten und unterstützen die Auftraggeber bei der Suche nach einem für das jeweilige Projekt geeigneten Künstler, der einen Vorschlag ausarbeitet. Wenn dieser die Bürgerinnen überzeugt, werden aus regionalen und überregionalen Quellen die notwendigen Finanzmittel für die Umsetzung akquiriert. Dabei kooperieren die Mediatoren mit kulturellen Einrichtungen in der Region. Ein umfassendes und dauerhaftes bürgerliches Engagement ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg dieser lokalen Beteiligungsprojekte.
Die Kulturstiftung des Bundes förderte die Neuen Auftraggeber von 2017 bis 2022 mit 2,34 Mio. Euro.
Faktenbox zum Projekt
- Projektname
- Neue Auftraggeber
- Förderzeitraum
- 2017–2022
- Projektträger
- Gesellschaft der Neuen Auftraggeber
- Fördersumme
- 2,34 Mio. Euro
Modellregionen
In ausgewählten Modellregionen arbeiten die Neuen Auftraggeber mit regionalen Einrichtungen aus Kunst und Kultur als Ankerpunkten zur Umsetzung der Projekte zusammen. Diese Institutionen geben den Bürgeraufträgen strukturellen Rückhalt und helfen dabei, den Aktivitäten der Neuen Auftraggeber Nachhaltigkeit zu geben.
Die Flächenlandregion Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg und die Industrieregion Nordrhein-Westfalen / Ruhrgebiet und Rheinland haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Ihre jeweilige Situation ist exemplarisch für die verschiedenartigen Herausforderungen und Transformationsprozesse, die das Leben in traditionell gewachsenen ländlichen Strukturen einerseits und urbanen Verdichtungsräumen andererseits aktuell prägen.
Flächenlandregion Nord-Ost
Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg
Ein Landstrich mit Welterbe-Stätten, in der Tradition großer Romantiker, berühmter Literaten und bildender Künstler. Doch der Blick in die Fläche offenbart zugleich in beiden Ländern gemeinsame strukturelle Veränderungen, die nicht zuletzt Auswirkungen des demografischen Wandels und einer neuen gesellschaftlichen Mobilität sind: In den Speckgürteln der großen Städte gibt es starken Zuzug, während in manchen peripheren ländlichen Regionen und ihren Kleinstädten immer weniger und immer ältere Leute leben.
Industrieregion im Wandel West
Nordrhein-Westfalen / Ruhrgebiet und Rheinland
Das Ruhrgebiet ist zum Sinnbild eines lang andauernden wirtschaftlichen Strukturwandels geworden. Die Übergangszonen zwischen Stadt und Land, der Umbau urbaner Strukturen, Migration und Bildung sind wichtige Fragen an Rhein und Ruhr. Technologische Zukunftsvisionen und neue solidarische Strukturen prägen gleichermaßen das Selbstverständnis. Im Rheinland, an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden entwickeln sich hier in einem Transformationsraum mit ganz eigener kultureller Prägung neue Strategien im Umgang mit dem sozialen und wirtschaftlichen Wandel.
Publikationen
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
27. Mai, 2021 bis 28. Mai, 2021: Workshop: Mediation zwischen (Ko-)Produktion und Vermittlung
Einblicke in die mediatorische Praxis der Neuen Auftraggebern für und mit Kunst- und Kulturvermittlerinnen
Weitere Informationen und Anmeldung unter https://neueauftraggeber.de/de/offentlicher-dialog/im-auftrag-kunst-in-beziehung/mediation-an-der-schnittstelle-von-ko-produktion-und-vermittlung, online
24. März, 2020 : Ermächtigungsfantasien? Petitionen, Liquid Democracy, Neue Auftraggeber
ABGESAGT: Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
14. Januar, 2020 : Neue Bauherrschaften – Öffentliche Architektur im Bürgerinnenauftrag
Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
12. November, 2019 : Klappe halten? Handeln in Zeiten lärmender Rhetorik.
Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
7. Mai, 2019 : Mediation und Konflikttransformation in Krisengebieten
Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
12. März, 2019 : Entscheiden im Bürgerauftrag: Ist das noch demokratisch?
Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
19. Februar, 2019 : Wenn Bürger zu Auftraggebern werden
Veranstaltung in der Reihe "Was ihr wollt! Die Kunst der Neuen Auftraggeber"
Volksbühne Berlin | Grüner Salon, Linienstraße 227 , Berlin
Kontakt
Alexander Koch
Direktor der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber
Lindenstraße 35
10969 Berlin
T +49 (0)30 577 92 856
F +49 (0)30 577 92 858
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Website:
www.neueauftraggeber.eu (externer Link, öffnet neues Fenster)
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