PODIUM Esslingen

PODIUM Esslingen wurde 2009 von jungen Menschen als alternatives Kammermusikfestival gegründet und ist inzwischen eine etablierte Plattform für Innovationen im Bereich klassischer und zeitgenössischer Musik. Jedes Jahr werden beim PODIUM Festival Esslingen visionäre Produktionen präsentiert, die zeigen, wie undogmatisches Musikschaffen im 21. Jahrhundert aussehen kann. Über den Festivalzeitraum hinaus ziehen sich vielfältige Projekte über das gesamte Jahr, wie zuletzt die großen Eigenproduktionen ‚Sieben letzte Worte – kein Erlöser am Kreuz‛ in Kooperation mit ensemble reflektor oder die Musiktheater-Produktion ‚The Ghosts are returning‛ in Kooperation mit der Group50:50, gefördert im Programm TURN2. Mit der Education-Reihe ‚Heldinnen!‛ brachte PODIUM die Musik und Lebensgeschichten von Komponistinnen in Kindergärten und Schulen.

Wie kann man die Trennung zwischen E- und U-Musik einreißen? 

Joosten Ellée: „Uns interessiert eine solche Trennung nicht. Wir können sie nur überwinden, wenn wir aufhören, diese Unterscheidung immer wieder zu betonen. Dabei hilft uns auch Leonard Bernsteins pseudo-objektive Äußerung ‚Es gibt nur gute und schlechte Musik‘ nicht wirklich weiter. Für uns ist bei aller Musik der Kontext und die Haltung entscheidend: Wichtig ist, dass wir und die Interpret*innen etwas zwischen den Noten erkennen und fühlen und dieses Anliegen, diese Dringlichkeit durch die Musik auf der Bühne zu spüren ist.“ 

Wie aktivistisch sollte Musik sein? 

Joosten Ellée: „‚Aktivismus‘ muss nicht heißen, sich auf die Straße zu kleben oder irgendwas mit Suppe zu bewerfen. Musik ist eine Kunstform, die nicht nur politische Haltung formulieren, sondern Menschen auch in eine Richtung bewegen kann; im schlimmsten Fall manipuliert sie sogar. Vor dem Hintergrund ist die Frage nicht, ob Musik aktivistisch sein sollte: sie ist es längst. Wir müssen uns dieser Kraft bewusst sein und sie verantwortungsbewusst, inspirierend und radikal für unsere Demokratie einsetzen.“