Das Thema Flucht und das Engagement für Geflüchtete gewinnt immer stärkeren Einfluss auf den Theateralltag. Häufig öffnen die Theater nicht nur ihr Haus für Migranten, sondern versuchen auch, die gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche auf der Bühne darzustellen.
Wie können in Deutschland neu angekommene Künstler/innen dauerhaft in die deutschen Ensembles integriert werden? Welche bürokratischen und sprachlichen Hürden gibt es und wie sind diese zu meistern? Wie kann Integration in dieser speziellen Welt des Stadttheaters erfolgreich gelingen? Diese Fragen hat das Maxim Gorki Theater in Berlin mit dem Exil Ensemble aufgegriffen. Das Theater hat ein umfangreiches, zweijähriges Modellprojekt entwickelt, das den Fokus auf Integration legte. Die künstlerische Produktion mit Künstler/innen im Exil sollte modellhaft ausgebaut werden und für andere Häuser adaptierbar sein. Dazu entstand ein professionelles Ensemble aus sieben in Deutschland neu angekommenen Schauspieler/innen, das über zwei Jahre lang fest am Maxim Gorki Theater gearbeitet hat. Mit dramaturgischer Betreuung entwickelten die Mitglieder des Exil Ensembles pro Spielzeit eine tourfähige Produktion, die an kooperierenden Theatern gastieren konnte.
Die erste Inszenierung "Winterreise رحلة الشتاء" wurde im April 2017 in der Regie von Yael Ronen am Gorki uraufgeführt. Alle Ensemblemitglieder haben sowohl in Produktionen des Gorki gespielt als auch eigene performative Abende und Lectures entwickelt. Im Rahmen des Projektes erhielten sie die Möglichkeit einer vertiefenden Ausbildung, wurden von Schauspieler/innen des Gorki Theaters in einem Mentorenprogramm unterstützt und hatten die Gelegenheit, an Masterclasses mit Regisseur/innen wie René Pollesch, Sebastian Baumgarten, Sebastian Nübling oder Falk Richter teilzunehmen. Ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrungen gaben sie im Rahmen des Vermittlungsprogramms des Maxim Gorki Theaters weiter. Drei Mitglieder des Exil Ensembles standen zu Beginn bereits fest, weitere vier Mitglieder wurden in einem Open Call gewonnen.
Das Maxim Gorki Theater ist prädestiniert für ein solches Modellprojekt an einem deutschen Stadttheater. Seit die Regisseurin Shermin Langhoff die Intendanz übernommen hat, bilden die Themen Flucht und Migration einen zentralen Bezugspunkt der künstlerischen Arbeit und das Theater erhält viele Anfragen anderer Institutionen, die von der erprobten Praxis lernen möchten.
Künstlerische Leitung: Shermin Langhoff, Yael Ronen (IL), Ayham Majid Agha (SY), Irina Szodruch
Künstler/innen: Ayham Majid Agha (SY), Maryam Abu Khaled, Karim Daoud (PS), Tahera Hashemi (AFG), Kenda Hmeidan (SY), Mazen Aljubbeh (SY), Hussein AL Shatheli (SY), Thomas Wodianka, Nils Bormann, René Pollesch, Sebastian Baumgarten, Sebastian Nübling, Falk Richter u.a.
Weitere Termine
Workshops/Master Classes in Berlin, Studioproduktion, Bühnenproduktionen: 8.4.–31.12.2017; Tournee Bühnenproduktionen mit Workshops: 1.1.–31.7.2018
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
8. April, 2017 bis 24. Mai, 2017: Erste Theaterproduktion: Winterreise رحلة الشتاء
Maxim Gorki Theater, Berlin
Kontakt
Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin