Die Übersetzung

Übersetzungen schaffen Zugänge – und mitunter Missverständnisse. In Alltag, Politik und Kultur dienen sie der Vermittlung, sie prägen Sichtweisen und bedingen oft Deutungshoheiten; ihre Macht ist nicht zu unterschätzen. Viele Theater beschäftigen sich aktuell mit der Frage, wie sie durch Übersetzungen inklusivere Räume des Dialogs schaffen können. Doch oft fehlen die Ressourcen, um Simultanübersetzungen in eine Fremdsprache, Gebärdensprache oder eine Audiodiskription von Anfang an künstlerisch einzubinden. Nachträglich hinzugefügte Übersetzungen wirken vielfach als „Zusatz“ zur „normalen“ Sprache und „Fremdkörper“ in Inszenierungen und sorgen im Zweifel für Irritation bei den verschiedenen Zielgruppen.

Das Theaterkollektiv vorschlag:hammer erhebt mit seinem neuesten Performanceprojekt das Übersetzen selbst zum ästhetischen Prinzip künstlerischer Praxis. Gemeinsam mit dem iranischen Schauspieler und Übersetzer Khosrou Mahmoudi, Fremdsprachen- und Gebärdensprachübersetzerinnen sowie dem Soundkünstler Sebastian Kunas werden vorschlag:hammer für „Die Übersetzung“ erforschen, wie ihr Publikum wahrnimmt, was durch wiederholtes Übersetzen entsteht und wie sich ein sinnliches Theatererlebnis überhaupt übersetzen lässt. Denn so vielseitig die Wahrnehmungsmöglichkeiten von Sprache, Klang, Körper und Raum sind, so verschieden erfährt ein heterogenes Publikum ein und dasselbe Theaterstück. In der Performance werden sich Bühnengeschehen, Gebärdensprache, deutsche und persische Lautsprache sowie elektronische Live Musik zu einem ästhetischen Raum verbinden, der von keinem Zuschauer in Gänze verstanden werden kann. Eine normierende Deutungshoheit der Inszenierung wird so unmöglich.

„Die Übersetzung“ entsteht in Koproduktion mit dem Ringlokschuppen Ruhr, dem Center for Literature – Burg Hülshoff, dem Berliner Ballhaus Ost sowie dem ROXY Birsfelden in der Schweiz und wird als „Relaxed Performance“ an diesen Orten ab Ende 2023 aufgeführt.

Projektleitung/Performance: Stephan Stock
Künstlerische Leitung: Gesine Hohmann, Kristofer Gudmundsson
Mitwirkende: Khosrou Mahmoudi, Sebastian Kunas