100 + 10 Jahre (AT)

Mit dem Festival „100 + 10 Jahre“ (AT) erinnert das Maxim Gorki Theater in Berlin an den Genozid an Armenierinnen und Armeniern zwischen 1915 und 1917 im Osmanischen Reich. Im Jahr 2025 jährt sich dieser zum 110. Mal. Das Festival versammelt dafür armenische, deutsche, türkische und kurdische Stimmen.

In einer Ausstellung und einer Filmreihe sowie in Performances, Installationen, Lesungen, Gesprächen und Konzerten verhandeln Künstlerinnen der dritten und vierten Generation nach dem Genozid dessen Geschichte und Spuren in der Gegenwart. Einen wichtigen aktuellen Bezugspunkt des Projekts stellt die militärische Einnahme der mehrheitlich von Armenierinnen und Armeniern bewohnten selbsternannten Republik Berg-Karabach durch Aserbaidschan dar. Obwohl im September 2023 in diesem Zusammenhang hunderttausende Armenier zur Flucht gezwungen wurden, gab es nur kurz internationale Aufmerksamkeit in der Presse.  

Im Fokus stehen die Perspektiven einer jungen armenischen Generation sowohl in ihrer Heimat Armenien als auch in der Diaspora, insbesondere in Berlin. Während es Künstlern und Aktivistinnen bei einem ähnlichen Festival am Maxim Gorki Theater vor zehn Jahren noch in erster Linie um die Anerkennung des Völkermords und die Frage der deutschen Verstrickung ging, fördert das Festival 2025 unter anderem den Aufbau einer möglichen gemeinsamen Erinnerungskultur. Die Festivalmacherinnen appellieren an das Verantwortungsbewusstsein einer jungen Generation von Kurden, Türkinnen und Deutschen. Es lenkt den Blick von der historischen Schuldfrage hin zu Wiedergutmachung und Solidarität untereinander. Ein Ziel des Festivals ist es, intergenerationelle Begegnungen zu ermöglichen, die im Zeichen der Versöhnung stehen.

Künstlerische Leitung: Shermin Langhoff
Bildende Kunst: Vigen Galstyan (Kuration) & Erden Kosova (Co-Kuration & Organisation)
Film: Vigen Galstyan (Kuration) & Gary Vanisian (Co-Kuration & Organisation)
Literatur: Anahit Bagradjans (Kuration) & Endre Malcolm Holéczy (Co-Kuration & Organisation)
Theater: Johannes Kirsten & Endre Malcolm Holéczy