„Postwar“ bildete den Auftakt zu der Trilogie „Postwar/Nachkriegszeit – Postkolonialismus – Postkommunismus“, einem internationalen Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Münchner Haus der Kunst. Von 2013 bis 2019 befasste es sich mit den wesentlichen ideologischen Parametern, die seit 1945 die Weltgeschichte geprägt haben: die Nachkriegszeit (1945 – 1965), die Phase nach Ende des kolonialen Imperialismus (1960 – 1980) und die noch nicht abgeschlossene Periode des Postkommunismus (seit 1989).
Zentrales Anliegen des Vorhabens war es, diese drei historisch-ideologischen Einflussgrößen in ihrer Bedeutung für Kunst und Kultur zu beschreiben: Die Konfrontation gesellschaftlicher Systeme spiegelt sich häufig in den gegensätzlichen Funktionen, die der Kultur darin zukommen – etwa in der unversöhnlichen Auseinandersetzung um Realismus und Abstraktion zwischen kommunistischem und kapitalistischem System. Wie übertrugen sich militärische Konflikte, das aggressive Ringen um Einflusssphären oder der Wettbewerb um die Demonstration von systemischer Überlegenheit in Wirtschaft und Wissenschaft auf die Kultur? In welcher Form strahlte die Rhetorik des Kalten Krieges auch auf die Entwicklungen der Kunst und ihrer Diskurse ab? Solche Fragen versuchte das Ausstellungsprojekt jenseits etablierter westeuropäischer Erklärungsmodelle zu beantworten – in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Autoren und Künstlern in osteuropäischen Ländern, China, Japan, in den USA, Indien sowie in afrikanischen Ländern.
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„Postwar“ hat die bislang vorherrschenden, weitgehend vom westlichen Standpunkt aus formulierten Perspektiven auf die politische, wirtschaftliche und kulturelle Landschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts um globale Aspekte erweitert. Das Projekt setzte aus einer Perspektive an, die unseren Blick aus seiner eurozentristischen Fokussierung löste. Entwicklungen und Regionen, die in der westlichen Welt bislang bloß am Rande wahrgenommen wurden, sind dadurch in den Vordergrund gerückt.
Die Umsetzung von „Postwar“ begann 2013 mit einer umfassenden Recherchephase, die die jeweils unterschiedlichen kulturgeschichtlichen Entwicklungen der Nachkriegszeit in den Ländern Osteuropas und Vorderasiens, Ostasiens und Indochinas, Afrikas sowie der beiden Amerikas identifizierte.
Die Forschungsergebnisse wurden in Publikationen sowie auf einem mehrtägigen internationalen Kongress präsentiert und zusammengeführt. Sie bildeten die Basis für die Erarbeitung des Ausstellungskonzepts sowie die Auswahl von Positionen und Exponaten für die Schau, die bis März 2017 im Münchner Haus der Kunst zu sehen war. Sie wurde gerahmt von einem umfangreichen Begleitprogramm, das in einer Vielzahl von Veranstaltungen die verschiedenen Themenschwerpunkte zur Diskussion stellte und vertieft hat. Ein Internetauftritt sowie eine umfassende Publikation dokumentierten und kommentierten den Gesamtkomplex des Projektes.
Künstlerische Leitung: Okwui Enwezor
Kurator/innen: Okwui Enwezor, Katy Siegel, Ulrich Wilmes
Künstler/innen: Lygia Clark (BR), Öyvind Fahlström (SE), Gutai (JP), Tadeusz Kantor (PL), Wifredo Lam (CU), Ernest Mancoba (SA),, A. R. Penck, Gerhard Richter, Gerard Sekoto (SA), Anwar Jalal Shemza (PK), Andrzej Wróblewski (LT) u.a.
Termine
Aktuell keine bevorstehenden Termine
Vergangene Termine
14. Oktober, 2016 bis 26. März, 2017: Ausstellung
Haus der Kunst, München
21. Mai, 2014 bis 24. Mai, 2014: Konferenz
Haus der Kunst, München
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Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München