Die Ekstase ist eines der ältesten und zugleich erstaunlichsten anthropologisch universellen Phänomene. Ursprünglich im rituell-religiösen Kontext verankert, wurde die ekstatische Grenzerfahrung begrifflich erstmals in der Antike erfasst. Sie ist ein fester Bestandteil menschlicher lnitiationsriten und seit der Antike auch von allgemeinen Gesellschaftstheorien. Dabei veränderte und erweiterte sich die Definition und Bewertung kontinuierlich. Während die Ekstase in indigenen Kulturräumen vornehmlich positiv konnotiert und im Rahmen ritueller Handlungen kontextualisiert ist, wurde und wird sie in den von lndustrialisierung, Globalisierung und Selbstoptimierung geprägten Gesellschaften oft als etwas Bedrohliches wahrgenommen. Ekstase bedeutet hier Kontrollverlust und birgt die Gefahr eines aus der Norm fallenden lndividuums oder gar Kollektivs. In ihrer kulturellen Bedeutung und Vielschichtigkeit nahm die Ekstase auch Einzug in die Bildenden Künste und geht dabei außergewöhnliche Allianzen mit den benachbarten Disziplinen Musik und Tanz ein. Auffällig, so der Befund der Kurator/innen, sei das gegenwärtige Interesse an ekstatischen Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung „Ekstase in Kunst, Musik und Tanz" widmete sich erstmals umfassend dem Phänomen der Ekstase. Anhand paradigmatischer Beispiele von der Antike bis in die Gegenwart wurden unterschiedliche spirituelle, politische, psychologische, soziale, sexuelle und ästhetische lmplikationen von Euphorie- und Rauschzuständen zwischen Askese und Exzess beleuchtet. Mit über 50 internationalen künstlerischen Positionen untersuchte die Ausstellung ein ebenso transkulturelles wie virulentes Phänomen. In neun Themenräumen im gesamten Sonderausstellungsbereich des Kunstmuseum Stuttgart und zwei Installationen innerhalb der Sammlung wurden so verschiedene Facetten wie der dionysische Kult, die unio mystica, der brasilianische Candomblé und die drogeninduzierte Ekstase vorgestellt. Von Malerei und Grafik über Video- und installativen Arbeiten bis zu einem kinästhetischen Erlebnisraum wurde die Auseinandersetzung mit ekstatischen Zuständen u.a. von Gian Lorenzo Bernini, Francisco de Zurbarán, Lovis Corinth, Wifredo Lam, Günter Brus, La Monte Young, Marlene Dumas, Aura Rosenberg, Wolfgang Tillmans und Rineke Dijkstra vor Augen geführt.
Kurator/innen: Ulrike Groos, Markus Müller, Anne Vieth
Künstler/innen: Gian Lorenzo Bernini (IT), Louise Bourgeois (FR/US), Lovis Corinth, Ayrson Heráclito (BR), Carsten Höller (BE), Marlene Dumas (ZA), Pablo Picasso (ES), Aura Rosenberg (US) Hannah Wilke (US), Francisco de Zurbarán (ES)
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Termine
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29. September, 2018 bis 24. Februar, 2019: Ausstellung
Kunstmuseum, Stuttgart
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