Das Prinzip Coop
Hannes Meyer und die Idee der kollektiven Gestaltung
Das Bauhaus, 1919 von Walter Gropius gegründet, war Deutschlands berühmteste Kunst- und Designeinrichtung der Klassischen Moderne. Mit Unterstützung des Fellowships konnte an der Stiftung Bauhaus Dessau das Prinzip der kooperativen Gestaltung des zweiten Bauhaus-Direktors Hannes Meyer (1889-1954) und sein Wirken in Deutschland, Russland, Mexiko und der Schweiz vor diesem Hintergrund erforscht werden. Meyer wurde 1927 zunächst als Professor, ein Jahr später als Leiter an das Bauhaus berufen, das sich seit 1925 in Dessau befand. Sein Werk ist geprägt von der Idee der kollektiven Gestaltung, die er unter dem Begriff „Coop“ zusammenfasste und die auch seine Lehre am Bauhaus maßgeblich bestimmte. Für Hannes Meyer war Gestalten ein Prozess, der kollektiv an breite Bevölkerungsschichten gerichtet und zugleich „weltanschauliche demonstration“ sein sollte. Aspekte wie Standardisierung, Massenproduktion und dem Paradigma objektivistischen Entwerfens in der Architektur wurden gleichermaßen behandelt, wie die kooperative Zusammenarbeit von verschiedenen Experten, um möglichst viele Faktoren in den Planungsprozess miteinzubeziehen. Nach seiner Zeit am Bauhaus ging Meyer 1930 zunächst nach Russland und war dort mit der Planung von Schulneubauten und Städten in Ostsibirien beschäftigt. Neun Jahre später, auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, siedelte er nach Mexiko um.
Vom 21. Mai bis zum 4. Oktober 2015 zeigte die Stiftung Bauhaus Dessau eine umfassende Ausstellung unter dem Titel "das prinzip coop", die den Einfluss der experimentellen, utopischen Ideen des Coop auf die Planung und Umsetzung von Bauprojekten in Dessau, der Sowjetunion und Mexiko untersucht. Dr. Raquel Franklin, Architektin aus Mexiko mit dem Forschungsschwerpunkt internationale Moderne des 20. Jahrhunderts trieb als Fellow die Vorbereitung der Ausstellung durch Archivrecherchen und Nachlassforschungen im In- und Ausland voran und wirkte bei der bei der kuratorischen Umsetzung mit.
Coop-Volksparty: Tiefes Rot – Wer hat Angst vor Hannes Meyer?
Die Stiftung Bauhaus Dessau feierte am 18. November 2014 den 125. Geburtstag des Architekten, Marxisten und Bauhausdirektors Hannes Meyer mit szenischer Lesung, russischem Anarcho-Rock'n'Roll und Solidarischer Volksküche.
Ausstellung "Das Prinzip Coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung"
Genossenschaften, Sharing Community, Baugruppen – das Kollektiv hat Konjunktur. Die Fragen zum Verhältnis von Gesellschaft und Gestaltung, von individueller und gemeinschaftlicher Kreation und Produktion wurden bereits am Bauhaus verhandelt: Besonders der zweite Bauhaus-Direktor Hannes Meyer richtete Lehre und Werkstätten, Planung und Architektur radikal am Kollektiv aus und revolutionierte das Bauhaus mit seiner Idee eines gemeinschaftlichen Gestaltungsprozesses. Die Schau verband Meyers Coop-Prinzip mit seiner Migrationsgeschichte und erkundete neue Präsentations- und Vermittlungsformen. In verschiedene Themeninseln gegliedert, wurden Gestaltungsprojekte und Dokumente Meyers präsentiert, die seine Ideen von „Kollektiv“ und „Kooperation“ verdeutlichen. Ein Highlight der Ausstellung im Bauhausgebäude war die Rekonstruktion der Wanderausstellung des Bauhauses zur „Volkswohnung“ von 1929/30. Deren puristisches und präzises Display lieferte die grafische und räumliche Referenz für "Das Prinzip Coop" (externer Link, öffnet neues Fenster). Begleitend wurden Nachlässe sowie Dokumente aus Archiven in Russland und Mexiko digital vernetzt.
Kuratoren: Dr. Raquel Franklin, Dr. Werner Möller
Kontakt
Stiftung Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
06846 Dessau – Roßlau